Tja, offensichtlich habe
ich – möglicherweise aufgrund der zunehmenden Begeisterung für meinen
Aufenthalt im Land der unbegrenzten… äh… Regenfälle… – im Laufe der Zeit meinen
Blog zunehmend vernachlässigt. Um dem Rechnung zu tragen, werde ich natürlich nun
an dieser Stelle keine Mühen scheuen, meine einprägsamsten Erlebnisse nachzureichen.
Varsågod. ;-)
Wo war ich stehen
geblieben? Ach ja, ich glaube, ich war gerade dabei, mein zweites Semester zu
beenden und mich geistig auf mein Praktikum einzustellen (wenn nicht – egal, da
mache ich jetzt auf jeden Fall weiter). Wie schon gesagt (oder auch nicht): das
erste Semester war inhaltlich und niveau-mäßig ziemlich übersichtlich, und das
zweite Semester hat dem auch nicht sehr viel hinzugefügt; einige Klausuren geschrieben,
viel zu viel Gruppenarbeit gemacht, und vielleicht sogar ein bisschen was
gelernt – und am Ende hatte ich urplötzlich völlig ungeplanterweise einen
Praktikumsplatz. Immerhin bei der WHO in Kopenhagen, was ja an sich eigentlich
ziemlich cool ist; aber damit waren leider auch meine großartigen Pläne für die
lange Sommerpause dahin – eigentlich wollte ich mir nämlich schon noch etwas
mehr von dem Land ansehen, in dem ich so spontan für zwei Jahre gestrandet war.
Stockholm vielleicht. Auf jeden Fall aber wenigstens ein bisschen von der
näheren Umgebung. Nicht, dass Malmö nicht alleine auch eine Reise wert wäre.
Obwohl – nein, eigentlich ist Malmö alleine keine Reise wert. Zugegeben: meine
sporadischen Ausflüge nach Lund haben mir schon gefallen.
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Lunds Universitet - zur Abwechslung mal ohne Regen :-) |
Bevor ich aber für etwas
mehr als drei Monate zwischen Mai und August 2013 jeden Tag nach Kopenhagen
gependelt bin, habe ich es tatsächlich irgendwie geschafft, der schwedischen
Bürokratie zu trotzen und einen Platz in einem Schwedisch-Kurs zu ergattern:
SFI – Swedish for immigrants – ist der kostenlose, staatliche Unterricht für
alle diejenigen, die sich aus welchen Gründen auch immer ins Pippi-Langstrumpf-Land
gewagt haben und nicht nur planen, bis auf weiteres da zu bleiben, sondern zu
allem Überfluss auch noch der Überzeugung sind, Schwedisch lernen zu wollen.
Oder müssen. Ich musste nie Schwedisch lernen (in Schweden spricht jeder prima
Englisch, und mit etwas Geduld findet sich eigentlich auch immer jemand, der
brauchbar Deutsch spricht); und nach relativ kurzer Zeit, in der ich mein
absolutes Un-Talent für jegliche Art von Fremdsprachen-Aneignung unter Beweis
stellen konnte, beschloss ich denn auch, Schwedisch nicht lernen zu wollen.
Nichtsdestotrotz reichte mein doch recht übersichtlicher Wortschatz aus, um den
ersten Kurs durch Bestehen der abschließenden Sprachprüfung erfolgreich zu
beenden; der Anschluss-Kurs war dagegen nicht von Erfolg gekrönt. Den habe ich
statt dessen aufgrund mangelnder Motivation kurzfristig abgebrochen – wenn man
erst mal angefangen hat, irgendwo nicht mehr hinzugehen, ist das Ende mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unausweichlich… Immerhin habe ich
insgesamt ungefähr ein Dreivierteljahr durchgehalten, von April 2013 bis Januar
2014 (oder war ich im Dezember das letzte Mal dort…?). Schwedisch spreche ich
trotzdem nicht, aber wenigstens erkenne ich jetzt die Sprache, wenn sie von
anderen gesprochen wird. *grins*
Als deutlich
erfolgreicher sollte sich im Nachhinein mein Praktikum herausstellen. Abgesehen
davon, dass ich jetzt weiß, dass die WHO ein recht hierarchisches Konstrukt mit
ausgeprägt bürokratischem Eigenleben ist, kann ich zu Recht behaupten, sehr
gute Erfahrungen gemacht zu haben – mein eigener Schreibtisch, ein eigenständiges
Projekt, und extrem viel Freiraum bei der Ausführung meiner Aufgaben; unterm
Strich ist sogar ein offizieller WHO-Bericht dabei herausgekommen, der meinen
Namen als Mitautor auf der Titelseite trägt. Gar nicht so schlecht, gelle. J
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http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0014/237011/WHO-EURO-Regional-Pharmaceutical-situation-Report.pdf?ua=1 |
Was ist sonst noch so
passiert im spannenden Jahre 2013? Hm, gar nicht mal so viel – von Schweden
habe ich natürlich nix weiter gesehen (aber stattdessen war ich ständig in
Dänemark…), der Sommer war irgendwie viel zu schnell vorbei, und die
Horror-Wohnung zwischen Autobahn und Knast – die ich, glaube ich, früher schon
mal erwähnt habe, oder? – habe ich glücklicherweise recht schnell wieder
eingetauscht – gegen ein Apartment im Malmö Studenthus. Ja, richtig, genau das
Malmö Studenthus, aus dem ich erst Ende Januar ausgezogen war; da bin ich dann
Anfang März wieder eingezogen. Nicht in mein altes Apartment, sondern in ein
etwas größeres, drei Hauseingänge weiter; kein Balkon mehr, dafür aber einen
wunderschönen Ausblick auf den Parkplatz vor der Tür und einen der
Autobahnringe um Malmö herum direkt dahinter.
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Küche, noch ohne eigene Möbel |
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Aussicht aus meiner Wohnung - leicht optimiert.... ;-) |
Da diese Wohnung im
Gegensatz zu den beiden vorherigen leider unmöbliert war, musste ich wieder mal
handlich zerlegte Kleinmöbel in einem bekannten schwedischen Möbelhaus
erstehen; alles schon mal dagewesen – im Restaurant zu viel Kaffee getrunken
(kostenlos dank Family-Card), im Regallager zu schwere Kartons auf den Wagen
gewuppt, und auf dem Parkplatz schließlich ausufernd Kofferraum-Tetris gespielt
– wie gut, dass ich damit schon einige Erfahrungen hatte. Hat am Ende alles in
meinen Kleinwagen gepasst, sogar das Bett. Mehr oder weniger, zumindest – etwas
Schwund ist ja immer. Wer braucht im Auto schon einen Rückspiegel... ;-)
Glücklicherweise war ich damals noch im Besitz eines Autos (seit diesem Jahr
nicht mehr – Auto behalten oder Miete zahlen waren die Alternativen…), das
zufällig sogar gerade in Malmö rumstand; hat sich als sehr nützlich erwiesen
bei dem Umzugs-Marathon… Nachdem ich zurück ins Studenthus gezogen war, bin ich
auch erst mal ne Weile nicht mehr umgezogen. Zumindest bis zum Sommer 2014.
Aber das ist eine andere Geschichte. J
Im September 2013 waren
die Sommerferien endlich zu Ende und ich durfte wieder zur Uni gehen; und weil
mir das ja alles im ersten Jahr zu langweilig war, hatte ich bereits im
Frühjahr beschlossen, etwas dagegen zu tun – und mich für ein weiteres
Studienfach beworben: Kriminologie. Die Zusage hatte ich, also konnte ich meinen
Kalender um zusätzliche Vorlesungen an der Universität von Malmö ergänzen; und
nur zur Sicherheit (für den Fall, dass das alles noch nicht ausreicht, um davon
abzulenken, dass ich nach wie vor in Schweden war, die Sprache nicht konnte,
und auch sonst nichts zu tun hatte außer joggen zu gehen) hatte ich auch noch
einen Kurs an der Archäologischen Fakultät in Lund belegt (Health and Diet
through Human History – der beste Kurs, den ich in der ganzen Zeit hatte). Tja,
damit fühlte sich die Zeit bis Weihnachten gar nicht mehr so lang an wie im
Jahr davor. Und plötzlich war 2014. ;-)
…. To be continued…
In diesem Sinne, Tanja