Freitag, 29. Juni 2012

Einmal Vancouver – Okanagan Valley und zurück...


Sechs Tage habe ich mir Zeit gegeben, um von Vancouver bis ins Okanagan Valley und wieder zurück zu fahren – eine Strecke von etwas über tausend Kilometern, auf wenig befahrenen, aber dafür landschaftlich umso schöneren Highways – durch bekannte und weniger bekannte Städte, über Berge und Flüsse, und natürlich quer durch den sogenannten „Obstkorb“ Kanadas! (Also die Gegend, wo sie hier den meisten Wein anbauen. *grins*) Da dummerweise der Anfang meiner Reise etwas holprig war (siehe früherer Beitrag...), wurde dies die Woche der Improvisation; nicht, dass sich nicht auch vorher schon das ein oder andere Mal Pläne irgendwie auf dem Weg in Luft aufgelöst hätten.... ;-)

Nach erfolgreich überstandener Nacht auf dem Wal-Mart Parkplatz in Squamish (zu der Stadt kann ich leider nichts sagen, da ich im Dunkeln angekommen bin und nach den Erfahrungen der Nacht am Morgen eigentlich nur noch weiter wollte...) war am Sonntag gegen Mittag Whistler mein erster Stop: die einzige international bekannte Stadt auf meiner Tour, und auch die bisher einzige Stadt in Kanada, die eine echte Fußgängerzone hat! Naja, genau genommen besteht die ganze Stadt nur aus Fußgängerzone, wenn man mal von den ganzen mit Hotels zugepflasterten Gebieten rings um das Zentrum herum absieht... Ansonsten hat natürlich die Winter-Olympiade hier statt gefunden, mit dem Resultat, dass die Stadt nicht nur sehr sauber, sondern irgendwie auch sehr neu aussieht! Scheint doch ziemlich viel hier extra für das große Event angelegt worden zu sein – und was die Vorbilder für diese Retorten-Stadt waren: schwer zu erraten.... *zwinker* Aber nicht falsch verstehen: Whistler hat mir trotzdem gut gefallen, auch wenn man eher das Gefühl hat, in einer Art Disney-Land für Erwachsene gelandet zu sein! Komplett mit Snowboard- und Downhill-Radfahr-Statisten, um den Eindruck realer zu gestalten, hihihi....

das Wetter war optimierbar!



Nach einer Stunde bin ich dann aber schon weiter, weil ich nicht länger für das Parkhaus mitten in der Stadt zahlen wollte (es gibt auch kostenfreie Parkplätze, die habe ich aber erst bei meinem zweiten Besuch entdeckt – das kommt aber erst später, viel später), und habe mit meinem Subway-Sandwich die nächste Picknick-Gelegenheit am Highway zum Mittagessen genutzt; erfreulicherweise war das nicht einfach nur ein Parkplatz mit Picknick-Tischen, sondern gleichzeitig auch ein kleiner Naturpark, inklusive kurzem Hiking-Trail und nettem Ausblick auf einen Wasserfall! Hätte ich da nicht noch die ganze Zeit gedacht, dass mein Kofferraum nicht abgeschlossen ist, wäre das ein echt prima Tag geworden...

Auch wenn nur das Stück von Vancouver bis nach Whistler als „Sea-to-Sky-Highway“ bekannt ist, lohnt es sich definitiv, dem Highway 99 North weiter zu folgen – wenig befahren und mit einem weitestgehend bemerkenswerten Panorama! Die meisten Orte, durch die man durch fährt, kennt kein Mensch; meistens auch zu Recht, möchte ich an dieser Stelle mal kurz einfügen. Aber immerhin weiß ich jetzt, dass irgendwo auf dem Stück zwischen Vancouver und Kamloops (habe doch tatsächlich vergessen, in welchem dieser Mini-Städtchen) jedes Jahr eines der ältesten und größten Rodeos in ganz Kanada stattfindet... ;-)

Die nächste Übernachtungs-Station auf meiner Rundreise war dann erst Kamloops, auch wenn mein ursprünglicher Plan eigentlich vorsah, in Pemberton anzuhalten (aber das war mir dann zu langweilig); dieses Mal übrigens auf einem McDonalds-Parkplatz. Sehr praktisch für Abendessen und Frühstück! *grins* Und da ich erst relativ spät angekommen bin, hat mich Kamloops gleich mal mit einem unglaublichen Sonnenuntergang begrüßt. Sehr großartig!



Mit ungewaschenen Haaren und dem Gefühl, nicht mehr so ganz blumig frisch zu riechen, bin ich dann am nächsten Morgen erst mal ins Visitor-Information-Center: gibt es tatächlich Sehenswürdigkeiten hier? Und wo ist, möglichst zentral, ein kostenloser Parkplatz....? Einen perfekten, weil kostenlosen Parkplatz gibt es tatsächlich, wenn auch so gut versteckt (und nicht ausgeschildert), dass man den nicht durch Zufall finden kann (Die anderen Touristen haben alle fürs Auto abstellen bezahlt; tja, gewusst, wie...); ja, und was das mit den touristischen Highlights angeht – eher nicht. Bis auf die motivierenden Fußgänger-Treppe vielleicht, mit deren Hilfe man erfreulicherweise die ewig dauernde Warterei verhindern kann, wenn ein Güterzug durchfährt...



Nachdem Kamloops dann nach ca. drei Stunden soweit abgehakt war, hieß es, das nächste Übernachtungsziel anzusteuern: und da sich in der Zwischenzeit das Kofferraum-Problem erledigt hatte (DANKE!!! an dieser Stelle dem kompetenten Mitarbeiter bei Ford in Kamloops), und ich zudem bei einer bekannten Burgerkette den kostenlosen Internet-Zugang genutzt habe, um mir für die Nacht ein Bett zu organisieren, bin ich relativ zügig bis nach Kelowna durchgefahren (was habe ich mich auf eine Dusche gefreut...!). Mein einziger Stop auf dem Weg war dann konsequenterweise ein WC-und-Kaffee-Stop, auch wenn ich den gut nutzen konnte, um mir Vernon anzusehen – kennt kein Mensch, ist aber angeblich berühmt für die vielen Wandmalereien. Ach ja, und sie haben nicht nur viele bunte Wände, sondern auch massenhaft Tattoo-Studios! (Und eine „Altstadt“.) Sehr merkwürdig.



Kelowna dagegen ist doch eher bekannt in Kanada, hauptsächlich für den Strand und dafür, dass es momentan eine der am schnellsten wachsenden Städte des Landes ist. Tja, Kelowna in einem Satz? Beachtown im Aufschwung mit Kunst im Park und einem abgebrannten Naturpark... Aber ganz schön fand ichs schon, und auch wenn mein Hostel eher eines der schrägen Sorte war (sehr – alternativ....), habe ich dann am nächsten Morgen erst mal meinen Aufenthalt um eine Nacht verlängert. Immerhin wollte ich mir wenigstens etwas von der Umgebung ansehen: See, Wälder, alles sehr idyllisch. Es sei denn natürlich, man beschließt, ausgerechnet den Park zum Wandern zu benutzen, der vor ein paar Jahren abgebrannt ist. ;-) Hätte mir ja auch mal jemand vorher sagen können! Wofür war ich schließich im Touristen-Info-Center???

Kelowna: Kultur...

.... und Kunst....

.... und: wer hat denn diesen Radweg gebaut???

Der Weg von Kelowna nach Penticton am nächsten Tag führte dann durch Orte mit lustigen Namen wie Peachland und Summerland; in Peachland (sehr idyllisch, übrigens) gibt es nicht nur ein deutsches Gasthaus, sondern auch das vermutlich kleinste Sears-Kaufhaus, das in ganz Kanada existiert, während Summerland insgesamt eher das größte Nichts war. (Wird als Touristenort empfohlen, stimmt aber nicht – anhalten lohnt nicht.) In Penticton hatte ich dann gleich zwei Nächte gebucht, weil zum einen die Stadt großartigen gelegen ist – zwischen zwei Seen, mitten im Weinanbaugebiet – , und zudem das Hostel im Prospekt einen sehr guten Eindruck machte. Hat sich dann soweit auch als gute Idee herausgestellt; die Stadt beeindruckt mit einem großartigen Panorama (Seen!Berge!), und mein Ausflug auf einem der sehr gepflegten Hiking-Pfade wurde mit einem sehr guten Mittagessen auf einem Weingut gekrönt... :-)

such das Kaufhaus!



Nach zwei Nächten in der Jugendherberge im Herzen des Okanagan Valleys war dann auch schon wieder Samstag, und somit der Tag gekommen, an dem ich meinen Leihwagen wieder zurück bringen musste zum Flughafen in Vancouver; und wo ich schon mal da war, konnte ich bei der Gelegenheit auch gleich mal meinen Besuch für die nächsten zwei Wochen einsammeln!


Freitag, 22. Juni 2012

The Maritimes – die unterschätzten Atlantikprovinzen Kanadas!


Es ist gerade mal eine Woche her, seit ich Vancouver verlassen habe, und doch fühlt sich das alles schon ganz weit weg an – kaum zu glauben, aber die Atlantikprovinzen (New Brunswick, Nova Scotia, Prince Edward Island) sind nicht nur verdammt weit weg von British Columbia (mehrere tausend Kilometer, oder auch ein fast-sechs-Stunden-Flug!), sondern auch unglaublich anders...!

Der Westen ist gedanklich bei mir schon so weit weg, dass ich mich kaum in der Lage fühle, meine noch ausstehenden Blog-Einträge fertig zu stellen. Immerhin bin ich schon angefangen.... aber auch auf die Gefahr hin, dass meine Beiträge zunehmend unchronologisch werden (es sei mir verziehen....), habe ich mich jetzt doch dazu entschlossen, erst mal meine aktuelleren Erfahrungen im Wort festzuhalten, hinterher vergesse ich sonst noch irgendwas (wichtiges oder nicht ganz so wichtiges *grins*)!

Letzten Mittwoch bin ich also in Halifax gelandet, nach einem Nachtflug von Vancouver über Montreal – und leider musste ich nicht nur umsteigen und dafür drei Stunden in Montreal am Flughafen Zeit totschlagen, sondern mir wurden auf dem Weg auch noch vier Stunden (!!!) geklaut, so dass ich gegen Mittag Ortszeit ohne zwischendurch auch nur eine Minute geschlafen zu haben bei strahlendem Sonnenschein und gefühlten 30° Celsius wieder mal auf einen Bus gewartet habe. Der hat mich dann in die unverhältnismäßig weit von dem doch sehr übersichtlichen Flughafen entfernte Hauptstadt von Nova Scotia gebracht: eine relativ kleine Stadt in einer für kanadische Verhältnisse winzigen Provinz. Immerhin war das Wetter besser als in während meiner gesamten Zeit in British Columbia.... ;-)

Der Weg von der Bushaltestelle zum Hostel sollte sich dann als quasi wegweisend für meinen gesamten Aufenthalt in Halifax herausstellen, hatte ich doch da bereits einen „Leidensgenossen“ gefunden, der die gleiche Herberge ansteuerte. Beim Einchecken wurde dem namenlosen Engländer dann gleich unterstellt, meine bessere Hälfte zu sein (oder wie auch immer); und als wir uns dann eine Stunde später auch noch im Supermarkt wieder über den Weg gelaufen und zusammen zurück zum Hostel marschiert sind, war schon so gut wie beschlossene Sache, dass die Pub Tour (am Abend organisiert von unserer freundlichen Jugendherberge) eine gute Gelegenheit wäre, auch noch zusammen ein Bier zu trinken. Erfreulicherweise konnten wir noch eine andere Engländerin überreden, mit uns zu kommen; aber leider war für uns alle drei schon nach einem Bier Feierabend – ohne die Nacht vorher geschlafen zu haben ist mit feiern leider nix mehr in fortgeschrittenem Alter.... ;-)

Nachdem ich dann am Donnerstag erst wach geworden bin, als das Housekeeping an die Tür geklopft hat (da war es schon halb zwölf – auch wenn es sich für mich eher nach halb acht angefühlt hat, mein Körper war noch auf Pazifik-Zeit), hat der Tag irgendwie nur dazu gereicht, sich mal kurz in der Stadt umzusehen, einen Kaffee zu trinken und den fast schon vergessenen Sonnenbrand aufzufrischen. Immerhin waren wir ja so gegen sechs wieder im Hostel verabredet, um – genau, Bier zu trinken.... ;-) Wenigstens konnte ich schon feststellen, dass die Stadt eigentlich ganz interessant ist und eine schöne Hafenpromenade und einen (kostenlosen!) viktorianischen Garten hat, und außerdem war mein Mittagessen viel billiger als in Vancouver! Freitag war dann ein Gewaltmarsch angesagt, um nicht nur die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt im Bild festhalten zu können, sondern außerdem noch eine kleine Runde durch den Pleasant Point Park zu machen: keine Stadt in Kanada ohne ihren eigenen Naturpark innerhalb der Stadtgrenzen.... *grins* Da wir aber irgendwie alle nach stundenlangem Rumgerenne eher zu platt für irgendwelche „socializing activities“ waren, gab es abends dann nicht mal mehr ein Bier.... :-(





Naja, da ich den Gedanken, für zwei oder drei Tage nach Charlottetown auf Prince Edward Island zu fahren, aus Zeitgründen gestrichen habe, habe ich statt dessen in Halifax eine Nacht verlängert – hauptsächlich, um wenigstens noch einen Ausflug in die Umgebung machen zu können, aber auch, weil ich noch nicht so recht wusste, wohin als nächstes... Puh, Pläne machen kann ja so anstrengend sein. Also bin ich am Samstag noch nicht, wie ursprünglich geplant, abgereist, sondern habe am Vormittag erst noch die Zitadelle besichtigt (und eine sehr interessante und vor allem sehr lustige, kostenlose Führung mitgemacht), um danach einen handelsüblichen Touristenbus zu besteigen und mich nach Peggy´s Cove fahren zu lassen. Ist ja vermutlich nicht umsonst der am meisten photographierte Punkt im Osten Kanadas, dachte ich. Stimmt, ist wirklich sehr nett da, aber leider ist das Örtchen nicht nur eher winzig, sondern auch noch voller anderer Touristen, die wohl das selbe gedacht haben wie ich.... Egal, Photos machen, kurz umsehen, Crepes essen, und nach einer Stunde Aufenthalt ging es eh wieder zurück....

die berühmte Uhr...

....Mittagskanone....

....alles ganz schön schottisch hier!

und der berühmteste Leuchtturm Kanadas in Peggy´s Cove


Am Sonntag bin ich dann abgereist: mein kurzfristig erstandenes Busticket sollte mich auf dem Weg nach Quebec City erst für zwei Tage nach Fredericton, der Hauptstadt von New Brunswick, bringen, und danach weiter nach Riviere de Loup (schon in Quebec). Erfreulicherweise kann man die Fahrt im Bus mit den in den Maritimes und Quebec ansässigen Gesellschaften (im Gegensatz zu Greyhound) nämlich zwischendurch unterbrechen! Macht die Entscheidung, ob man auf dem Weg irgendwo mal anhält und sich für einen Tag die Gegend ansieht, deutlich einfacher... :-)

New Brunswick wird hier wohl auch ganz gerne mal die „drive-through-province“ genannt, weil keiner anhält, sondern von Quebec kommend gleich weiter fährt nach Prince Edward Island; so schlimm ist es hier aber gar nicht – sieht eher verdächtig nach zu Hause aus: Mischwald, Wiesen, Kühe. Und dann gibt es noch lustige Dinge wie z.B. die selbst ernannte Blaubeer-Hauptstadt Kanadas mit einer riesigen, grinsenden Blaubeere als Maskottchen (Oxford), oder Blumenläden, die nebenbei auch Eis verkaufen (in Florenceville). Allerdings muss ich auch zugeben, dass echte Attraktionen irgendwie fehlen; immerhin ist Fredericton eine positive Überraschung: schöne Häuser, eine gut erhaltene historische Altstadt, viele Bäume und Parks, und mittendrin ein malerischer Fluss – was will man mehr. Aber macht nicht den Fehler, Sonntags abends anzureisen (so wie ich), da fährt nämlich leider kein Bus vom Busdepot in die Stadt (und das ist arschweit!), und in der Stadt hat auch so gut wie nichts auf. Egal, nach dem Taxi, das ich mir ja leider leisten musste, war eh kein Budget mehr da für Essen und Bier in einem Pub....

Saint John River, mit Blick auf Downtown Fredericton

Historisches Viertel, hübsch eingezäunt

seit wann verkauft IKEA komplette Häuser?

Nach zwei Nächten in einer seltsam leblosen und leicht muffigen Herberge (wofür „Heritage House“ nicht alles als Ausrede herhalten muss!), in der ich alleine in einem Vier-Bett-Zimmer war (es verlaufen sich wohl im Allgemeinen nicht so viele Touristen nach Fredericton), hat es mich dann wieder zum Busdepot verschlagen, um meinen Weg nach Westen fortzusetzen – auf nach Quebec, französisch-Kanada!!!

Montag, 4. Juni 2012

Internationale Flüge und andere Komplikationen oder : von Anchorage zu Wal-Mart


Nachdem sich mein Tag in Anchorage doch nicht als ganz so schrecklich herausgestellt hat wie zuerst befürchtet (wird nicht meine Lieblingsstadt, war aber ok - so für einen Tag), wurde statt dessen der Tag danach zur Katastrophe. Wer hätte das gedacht...

Anchorage Impressionen

Wasser weg = Ebbe...?



Genau genommen war ja die Nacht von Samstag auf Sonntag schon nicht berauschend, hatte ich doch relativ spät abends noch zwei Zimmergenossinnen bekommen – und das, nachdem ich mich innerlich schon auf eine friedliche Nacht ganz alleine in meinem Dreibettzimmer eingestellt hatte! Wenigstens hatte ich schon so ziemlich alle meine Sachen wieder irgendwie in meinem Gepäck verstaut, die kurz vorher noch großzügig verteilt überall im Zimmer herum gelegen haben; leider bedeutet „Fliegen“ auch „Sachen umpacken, um die Extragebühren für das zweite Gepäckstück zu sparen“... Immerhin kostete das erste Gepäckstück schon 25$, da habe ich lieber zwei Stunden Tetris mit meinen Klamotten gespielt, um wenigstens weitere 35$ zu sparen und meinen kleinen Koffer statt dessen als Handgepäck deklarieren zu können! Puh.... ;-)

Kaum war ich nach der ganzen Umpackerei mal für zwei Minuten aus dem Zimmer, schwups, stehen plötzlich vier (!!!) neue Gepäckstücke im Zimmer. Und eine halbe Stunde später gab es dann auch die Besitzer dazu: zwei Amerikanerinnen mit Flip-Flops und Shorts... Logisch, war ja auch mindestens 10° warm draußen... *grins* Dummerweise waren sie erst ziemlich lange mit Rumwurschteln (laut) beschäftigt, um sofort danach mit Schnarchen (noch lauter) anzufangen! Ganz großartig. Naja, dachte ich da so, ist irgendwie auch egal, weil ich ja einen ganz tollen Plan hatte: zurück nach Vancouver fliegen, am Flughafen meinen Leihwagen abholen, und dann ganz entspannt sechs Tage durch die Gegend fahren und irgendwo in netten Hostels übernachten. Guter Plan, nicht wahr?

Aber dann kam der Sonntag und der Beweis, dass Theorie und Praxis definitiv nicht das selbe sind... Ich also wieder mal viel zu früh wach, kurz vor elf endlich das Hostel verlassen (nicht das Beste, in dem ich bisher war), zur Bushaltestelle gelatscht und 35 Minuten auf den nächsten Bus gewartet, und gegen halb eins endlich am Flughafen; natürlich die falsche Haltestelle genommen, zu Fuß rüber zum anderen Terminal (fühlte sich jetzt noch nicht soooo weit an...), ewig im Terminal nach dem richtigen Schalter gesucht, und nach der Info „Air Canada fliegt vom Nord-Terminal“ wieder das ganze Stück zurückgelatscht zum anderen Terminal, vor dem ich aus dem Bus ausgestiegen bin (fühlte sich jetzt schon wesentlich weiter an!). Da war dann überhaupt niemand, auch nicht am Info-Schalter; gut nur, dass gerade ein Busfahrer vom Klo kam und mir gesagt hat, dass Air Canada jetzt vom Süd-Terminal fliegt. ARGH!!!! Wenigstens fuhr er einen der kostenlosen Airport-Shuttle und hat mir empfohlen, vor der Tür an der Haltestelle auf ihn zu warten, er würde mich dann wieder mit zurücknehmen zum anderen Terminal. Leider war ein anderer Shuttle-Bus früher da, in den bin ich dann natürlich eingestiegen, weil ich dachte, die Busfahrer wissen hier alle, was sie tun. Hm... Dieser Fahrer hat zwar freundlicherweise meinen Koffer sowohl in den Bus als auch aus dem Bus heraus getragen, mich dann aber am falschen Ende des Terminals rausgelassen, so dass ich dann wieder mal quer durch das Terminal zurück zum richtigen Schalter laufen musste.

Um halb zwei endlich am richtigen Schalter angekommen, wurde es leider nicht besser. Es gab zwar keine lange Schlange – genau genommen war ich sofort an der Reihe, das hätte mich nachdenklich stimmen sollen – , dafür aber jede Menge Mitarbeiter im Training: so ein Glück, ich habe den Tag erwischt, an dem die Frischlinge am Schalter das erste Mal alleine ran sollten! Im Hintergrund stand zwar eine Art Aufpasser, aber bis auf den Kommentar „ist deren erste Woche, sorry, dauert leider etwas länger heute“ war der wenig hilfreich. Also war wieder mal warten angesagt; aus fünf Minuten wurden zehn, dann fünfzehn, und dann wurde das erste Mal das Wort an mich gerichtet: kleinen Moment noch, wir haben gerade ein Kommunikationsproblem.... Meine Antwort („kein Problem, habe noch zwei Stunden Zeit“) habe ich dann nach weiteren zehn Minuten Warten bereut, als immer mehr Leute mit meinem Einchecken beschäftigt waren und ich immer noch nicht wusste, was eigentlich das Problem ist! Kleiner Tip: mit „Kommunikationsproblem“ meinten sie, dass sie mich in ihrem System nicht finden können...

Als es dann plötzlich hieß, ich wäre für diesen Flug gar nicht gebucht, könnte deswegen leider auch keine Bordkarte bekommen und müsste mich zur Lösung des Problems an Expedia wenden (über die ich meinen Flug online gebucht hatte), habe ich dann doch schließlich meine unfreundliche Seite wiedergefunden. Erstaunlich, dass kurz mal pampig und bestimmt werden hilfreich sein kann; naja, immerhin war ich noch in den USA (immer noch nicht mein Lieblings-Land), was soll man da erwarten. Urplötzlich ist meine Buchung dann plötzlich aus unerfindlichen Gründen im System wieder aufgetaucht, ich durfte 25$ für meinen Rucksack bezahlen, und hatte letztendlich doch noch eine Bordkarte in Händen. Juchu! Schnell noch die Flasche Wasser austrinken, aufs Klo gehen, und dann nichts wie durch die Sicherheitskontrolle! …
Und da hatte ich dann meine erste Begegnung mit einem Körperscanner.... Egal, Schuhe ausziehen, Hosentaschen ausleeren (auch die angerotzen Taschentücher musste ich in eines dieser netten Plastikschüsseln legen – was für Probleme haben die eigentlich?), und durch. Ach so, schwitzen ist in den Dingern übrigens nicht so gut, das sorgt für nachträgliches Abgetastet-Werden; sorry, aber ich musste stundenlang meinen schweren Rucksack durch die Gegend schleppen, da wird der Rücken ein wenig klamm.... ;-) Und um zwei war ich dann auch schon am richtigen Gate, ganze 15 Minuten vor Boarding...

Das Boarding ging dann ziemlich fix, aber es waren ja auch nur 60 Passagiere oder so für den Flug gebucht; also pünktlich die Luken dicht und losgerollt.... Und stehen geblieben.... Und gewartet.... Und gewartet.... Und gewartet.... Die regelmäßigen Ansagen des Piloten, dass es nur eine winzig kleine Verzögerung aufgrund eines Kommunikationsproblems gäbe und wir innerhalb weniger Minuten losfliegen würden, wirkten irgendwie unglaubwürdig, als die Flugzeugmotoren abgestellt wurden.... Tja, letztendlich sind wir dann eine knappe Stunde zu spät losgeflogen – und um halb acht war ich dann endlich zurück in Vancouver.

Danach ging es dann erst mal wie geplant weiter; die ganzen wirren Fragen bei der Zollkontrolle waren erträglich, und dann wurde mir sogar offenbart, dass ich jetzt vorübergehend als „Canadian Resident“ betrachtet werde, sollte ich noch mal aus- und wieder einreisen, während mein Visum gültig ist (das hat eigentlich keine wirkliche Relevanz, wirkt sich aber auf die Mengen aus, die ich zollfrei importieren darf.... und es fühlte sich ganz gut an... *grins*). Mein Gepäck wollte keiner kontrollieren, und die Leihwagen-Agentur war auch schnell gefunden; und nach der üblichen Diskutiererei hatte ich die Schlüssel für einen Ford Fiesta in der Hand und, abgesehen von Steuern und Gebühren, nur noch die Kosten für das Auto auf meiner Rechnung (die versuchen hier sehr motiviert, dir ein größeres Auto aufzuschwatzen und außerdem eine ziemlich teure Versicherungen mit dazu zu verkaufen). Das Auto ist so gut wie neu, und außerdem schwarz. Prima. ;-)

Inzwischen war es ziemlich spät, so gut wie dunkel, und dann hat es auch noch geregnet; keine guten Voraussetzungen für den ersten Teil meiner Strecke – was hat man von einer malerischen Strecke, wenn man sie nicht sehen kann? Kaum war ich aus Vancouver raus (quer durch Downtown zu fahren ist nicht gar nicht schlimm – Sonntags Abends...), wurde es auch noch nebelig. Schade... Naja, ich wollte eh in Squamish übernachten, damit ich nicht so lange unterwegs bin nach dem langen Tag, und mir den größten Teil des Sea-To-Sky-Highways für Tageslicht am Montag aufheben. Zum Übernachten wird sich schon was finden – dachte ich – , schließlich steht Squamish nicht gerade auf der Top-Ten-Liste der Touristen-Attraktionen in British Columbia. (Vielleicht sollte ich nicht so viel denken.)

Ich also beim nächstbesten Tim Hortons runter vom Highway, Geld (für Bagel und Tee) und meinen Laptop (um nach einem Hostel zu suchen) geschnappt, Auto abgeschlossen, kurz noch mal kontrolliert, ob alles abgeschlossen ist.... Moment, wieso ist denn der Kofferraum noch offen...? Lange Rede, gar kein Sinn – nach mehrmaligem Versuchen blieb der Kofferraum leider unabgeschlossen, und meine mit der Zeit immer frustierteren Telefonate bei der Leihwagen-Firma (Verbindung nach sieben mal klingeln abgebrochen), der Ford-Hotline („tut mir Leid, das weiß ich leider auch nicht, ist auch sonst niemand mehr hier“) und dem zuständigen Automobilclub („in Ihrer Nähe ist leider kein Service-Mitarbeiter, der von so was Ahnung hat“) führten auch nicht zum Erfolg; und selbstverständlich fehlt in einem Leihwagen auch das Handbuch.... Immerhin hat mich die freundliche Dame beim Autoclub mit dem örtlichen Hostel verbunden (der Ford-Hotline-Mensch war auch sehr freundlich und mitfühlend, wenn auch vergleichsweise wenig hilfreich – ich freu´ mich schon auf meine Handy-Rechnung...). Der Hostel-Typ war dann eher nicht so freundlich und hat mich darauf hingewiesen, dass sie an einem langen Wochenende selbstverständlich (!) ausgebucht seien. - Langes Wochenende??? So ein Käse, der Montag ist Victoria Day, ein kanadischer Feiertag! Verdammt! Alles ausgebucht! … Naja, so mit nicht-abgeschlossenem Kofferraum kann wollte ich das Auto eh nicht irgendwo unbeobachtet herumstehen lassen, also habe ich nur schnell einen Bagel und einen Tee (und was Süßes, das mußte leider sein) gekauft, mich wieder ins Auto gesetzt (inzwischen war es ja auch schon fast Mitternacht) und bin eine Straße weiter gefahren: das Wal-Mart-Schild hatte ich vorher schon gesichtet, und günstigerweise darf man da nachts auf dem Parkplatz stehen bleiben....

Der Montag war dann ähnlich großartig: es war immer noch am regnen, und wegen des Feiertages hatte ich natürlich auch kein Glück beim örtlichen Ford-Händler. Den geplanten Stop in Whistler gab es natürlich trotzdem (Details zu der eigentlichen Tour folgen in einem separaten Eintrag, so der Lesbarkeit halber), und irgendwann gegen Abend habe ich dann letztendlich auf einem McDonalds-Parkplatz in Kamloops mein Nachtlager aufgeschlagen. Wenigstens hatte die Geschichte dann am nächsten Morgen beim Ford-Händler ein gutes (und, zugegebenermaßen, ein für mich etwas peinliches) Ende: man muss mit dem blöden Schlüssel, der eigentlich keiner ist, nur weit genug vom Auto weg sein, dann ist der Kofferraum auch zu – wieso wusste das keiner der zahlreichen Leute, mit denen ich vorher gesprochen hatte? Und warum fehlt in dem Auto die Gebrauchsanweisung??? Nach der hatte ich ja schon gesucht, immerhin war meine Vermutung von Anfang an, dass ich irgendwie den Trick nur nicht verstanden habe.... :-/

Man lernt halt nie aus. ;-)