Samstag, 9. Februar 2013

Cross-Cultural Adaption

Schon wieder ein neues Jahr, meine Güte, wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert.... Die letzten paar Wochen waren leider weniger durch Zeitmangel als vielmehr durch - äh - Langeweile geprägt. Und was folgt aus Langeweile: Genau, Beschäftigung mit 1.Sinn-freiem Kram, 2.zusätzlichen kostenlosen Online-Kursen ohne weiteren Bezug zum aktuellen Studium, und 3.dem eigenen Befinden. Oder dem Sinn des Lebens. Oder so. Alles natürlich keine echten Gründe, meinen Blog so zu vernachlässigen.... ;-)

Also zuerst mal die guten Nachrichten: mit edX und Coursera gibt es im Internet zwei hervorragende Anbieter von kostenlosen Kursen auf hohem Uni-Niveau, zu allen möglichen Themen - zwei Kurse habe ich schon abgeschlossen (Health in numbers: prima Biostatistik und Epidemiologie-Kurs von Harvard University; und Drugs and the Brain, von CalTech). Gibt zwar keine offiziellen Credits oder so, aber ein nettes Zertifikat. Kann man für nix gebrauchen, aber wenigstens lernt man was. :-)
Und weil das so schön war, habe ich mich gleich noch mal für vier oder fünf oder sechs andere Kurse angemeldet. Koscht ja nix.... *freu* Allerdings deutet mein übertriebenes Interesse an zusätzlichem Lernmaterial natürlich auch irgendwie an, dass mein eigentliches Studium irgendwie nicht das ist, was ich erhofft hatte; alles ok, aber das Tempo ist mäßig, und das fördert nicht gerade meine Motivation. Naja, das erste Semester habe ich ja schon erfolgreich ausgesessen, da schaffe ich den Rest auch noch... Für das nächste Semester sind immerhin nur zwei Kurse angesetzt (Health Economics und Health Policy), und ab Mitte Mai dürfen wir uns dann in ein Praktikum stürzen. Bisher lässt mein Enthusiasmus noch auf sich warten.

Womit wir auch schon beim nicht so guten Teil wären: ist alles irgendwie nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte... Also hier mal ein kleiner Exkurs in Sachen kultureller Anpassung.
Cross-cultural adaption, wie man so schön sagt, findet in der Theorie in vier Phasen statt:
1. Honeymoon-Phase.
2. Crisis
3. Recovery
4. Adjustment
Am Anfang ist alles toll, dann ist alles scheiße, dann wird es besser, und zum Schluß ist man mit der Welt und sich im Reinen. Theoretisch.

Die erste Phase hat bei mir.... ungefähr einen Tag gedauert. Bisschen kürzer als normal, aber noch im Rahmen. Zur Zeit bin ich noch in Phase zwei (gekennzeichnet durch ...."fight and flight"), die dauert angeblich bis zu sechs Monate, bis jetzt ist also alles noch ok. Allerdings befürchte ich, dass ich die letzten beiden Phasen einfach auslasse. Kurz gesagt: Schweden mag für einen Urlaub toll sein, aber zieht besser nicht her.... Die Leute hier sind reserviert bis unfreundlich, die Bürokratie gigantisch, und die Sprache lädt auch nicht gerade dazu ein, gelernt zu werden. Tja, und dann wäre da noch die Geschichte mit der Wohnungssituation...

Am letzten Januar-Wochenende bin ich tatsächlich aus meiner lauschigen kleinen Einzimmerwohnung ausgezogen und in die nicht ganz so lauschige, dafür etwas größere Wohnung eingezogen, in der bereits eine meiner Mitstudentinnen wohnt (hatte ich erwähnt, glaube ich). Der Plan war auch ein guter: besseres Wohnviertel und lustige Gesellschaft. Dachte ich. Hatte man mir versprochen. In der Praxis ist natürlich wieder mal alles ganz anders: die Wohnung ist ein schlechter Witz, gelegen zischen Autobahn, Industriehafen und Knast, seit gefühlten zwanzig Jahren weder renoviert noch geputzt, und meine Mitbewohnerin meidet Mitmenschen. Oder zumindest mich. Fazit: Anfang März ziehe ich wieder mal um. Könnte ein neues Hobby von mir werden...Aber etwas positives kann ich natürlich auch daran finden; meine neue(ste) Wohnung ist im gleichen Wohnkomplex wie meine erste Wohnung hier, nur etwas größer; und ich kann da wohnen bleiben, bis ich mit meinem Studium hier fertig bin. :-)

Und zum Schluß noch was erfreuliches: seit zwei Wochen habe ich endlich auch eine schwedische Personennummer. Hat ja auch nur drei Anläufe und fünf Monate gebraucht.