Donnerstag, 12. Juli 2012

gestrandet in Napanee: Rideshare für Anfänger...

Was macht man, wenn man von Ottawa nach Toronto fahren möchte, aber nicht so viel Geld für den Bus ausgeben will? Genau, man antwortet auf eine Rideshare-Annonce im Internet. Und hofft, dass man auch da ankommt, wo man hin möchte....

Klingt wie ein guter Plan, dachte ich; also habe ich per Email Kontakt aufgenommen und mich mit meiner Fahrerin darauf geeinigt, dass ich ihr 25$ für die Fahrt gebe, und sie mich dafür am Samstag Vormittag gegen elf in der Nähe meines Hostels in Downtown Ottawa einsammelt. Eine zweite Mitfahrerin war im Hostel auch schnell gefunden (und damit die Hoffnung, meinen Beitrag für das Benzin noch ein wenig reduzieren zu können), und nach einer kurzen Absprache mit meiner zeitlich befristeten englischen Reisebegleitung (der am gleichen Tag die Strecke mit dem Zug gefahren ist, was mich zu dem Kommentar veranlasste: "heute bin ich mal schneller da als du"...) standen also zwei deutsche Mädels auf dem Parkplatz vor einem Liquor-Store. Und um kurz nach elf ist dann auch tatsächlich unsere Mitfahrgelegenheit aufgetaucht.

Als sich ziemlich schnell herausstellte, dass Lara aufgrund ihrer deutschen Großeltern ein hervorragendes Deutsch spricht, war auch der Weg geebnet für eine interessante Unterhaltung (auf deutsch!), man war sich soweit sympathisch, und alles war gut. Zuerst.... Bis wir ungefähr auf der halben Strecke von der Polizei angehalten wurden, weil Lara es mit den Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht so genau nimmt!

Alles halb so schlimm, wenn wir nicht mit 153km/h unterwegs gewesen wären statt der erlaubten 100. Und weil sie nicht nur reichlich flott war, sondern auch noch eher unübliche Überholmanöver unternommen hat (rechts überholen ist also auch in Kanada nicht erlaubt...), und dabei leider an einem auf dem Seitenstreifen stehenden Polizeiwagen vorbei gefahren ist, war Schluß mit lustig: sofortiger Führerscheinentzug für sieben Tage - und das Auto wird auch für diese Zeit beschlagnahmt....! Und weil keiner von uns weiterfahren durfte, wurde fix ein Abschleppwagen gerufen, der auch nach ca. 20 Minuten schon da war. Also kam das Auto auf den LKW, und die drei Passagiere ins Polizeiauto.... Das uns dann freundlicherweise an der nächsten Autobahnraststätte mitten im Nirgendwo einfach ausgesetzt hat!

wir und unser Gepäck an der Raststätte...
Immerhin weiß ich jetzt drei Dinge über Napanee (die nächstgelegene Stadt): abgesehen davon, dass es sehr klein ist und darum die Autovermietungen am Wochenende nicht geöffnet sind, ist das der Heimatort von Avril Lavigne. Aha. ;-)

Gut nur, dass es an der Raststätte ein Restaurant mit kostenlosem WiFi und kostenlosen Cola-Refills gab, so konnten wir wenigstens nach einer Autovermietung suchen und dabei ganz schön viel Cola trinken. Dummerweise war die einzige Agentur, die nicht nur geöffnet war, sondern auch noch ein Auto für uns hatte, in Kingston; und das ist fast 50km in die falsche Richtung... Egal, schnell gebucht, schließlich war es inzwischen nach vier, und außerdem haben die sich bereit erklärt, uns kostenlos abzuholen. Gegen fünf waren wir also wieder in Kingston (da hatten wir Stunden vorher schon unsere Mittagspause gemacht...); und nach viel Diskutieren und Telefonieren und Verhandeln konnten wir dann auch irgendwann mit einem Auto weiterfahren - das dann 300$ kosten sollte (wegen der Einweg-Miete) und das ICH mieten musste, weil ja unsere Fahrerin keinen Führerschein mehr hatte!!! Mein ursprünglicher Plan sah eigentlich nicht vor, selber mit einem Auto nach Toronto zu fahren....

Bis nach Toronto sind wir dann auch soweit problemlos gekommen; nur mit dem Auto zurückgeben gab es dann wieder Probleme... Lara hatte ihre Familie zum Flughafen bestellt, um abgeholt zu werden, weil wir dachten, dass die Leihwagen-Filiale da bis um elf geöffnet hat; leider stellte sich heraus, dass es direkt am Flughafen gar keine gibt (zumindest nicht von Discount), und die nächst-gelegene war nicht so ganz einfach zu finden. Und als wir die endlich gefunden hatten, war natürlich schon geschlossen....  (Ich hasse es, im Dunkeln ohne vernünftige Karte in einer riesigen, fremden Stadt herumzufahren - besonders mit einer Beifahrerin, der überhaupt keinen Orientierungssinn hat und mich ständig in die falsche Richtung lenkt!)
Prima Vorschlag von Lara: einfach Schlüssel in den Kasten werfen.... Super Idee! Und dann alles mit meiner deutschen Kreditkarte bezahlen, die als Sicherheit hinterlegt ist? Und was ist dann mit den ganzen zusätzlichen Auslandsgebühren???


 Am Ende habe ich vorgeschlagen, dass ich das Auto über Nacht behalte und am nächsten Tag abgebe - so konnte ich wenigstens sicher sein, dass meine Kreditkarte nicht belastet wird, und im Zweifel auch noch ein Telefonat mir der Agentur in Kingston veranlassen, sollte es Probleme geben. Immerhin würden die sich mit Sicherheit an uns und unsere Abmachung erinnern (wir haben einen Preisnachlass verhandelt)... Und außerdem mussten wir nicht auch noch mitten in der Nacht mit dem ganzen Gepäck quer durch die Stadt, denn zu unseren Hostels wollte uns ihr Bruder nicht fahren. Sehr freundlich. Glücklicherweise hatte ich zwischendurch mit meinem Hostel telefoniert, und obwohl die Rezeption eigentlich nach Mitternacht nicht mehr besetzt ist, hat freundlicherweise jemand im Hostel auf mich gewartet - bis fast halb eins.... Und mit dem anderen Hostel, in dem Simone, der zweite Fahrgast, unterkommen sollte, hat er auch noch telefoniert, damit auch jemand auf sie wartet. Also habe ich nur schnell eingecheckt, mein Gepäck ins Zimmer gebracht und dann Simone zu ihrem Hostel gefahren; und danach einen Parkplatz gesucht! Und nach einer schnellen Pizza in einem Imbiss war ich dann schlussendlich gegen halb zwei endlich angekommen... Und natürlich gab es einen Spruch am nächsten Tag bezüglich meiner Ankündigung, deutlich früher in Toronto anzukommen als der Zug.... ;-)


Wenigstens hatten wir so die Gelegenheit, am Sonntag einen kleinen Ausflug zu machen - mit dem Auto! Wenn man schon mal eins hat. *grins* Und erfreulicherweise war das Zurück-Geben kein Problem; nur draufgezahlt haben wir natürlich wieder: 311,46$ statt der vereinbarten 300$... Naja, unterm Strich hat uns die Fahrt so nur etwas mehr als 20$ pro Person gekostet: 15$ für Sprit (für den Leihwagen), die 12$ für das Auto, und ca. 10$, die Lara mit Simones Handy vertelefoniert hat - wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Lara ein funktionierendes Telefon dabei gehabt hätte.... Wenigstens war es nicht langweilig!!!!