Montag, 4. Juni 2012

Internationale Flüge und andere Komplikationen oder : von Anchorage zu Wal-Mart


Nachdem sich mein Tag in Anchorage doch nicht als ganz so schrecklich herausgestellt hat wie zuerst befürchtet (wird nicht meine Lieblingsstadt, war aber ok - so für einen Tag), wurde statt dessen der Tag danach zur Katastrophe. Wer hätte das gedacht...

Anchorage Impressionen

Wasser weg = Ebbe...?



Genau genommen war ja die Nacht von Samstag auf Sonntag schon nicht berauschend, hatte ich doch relativ spät abends noch zwei Zimmergenossinnen bekommen – und das, nachdem ich mich innerlich schon auf eine friedliche Nacht ganz alleine in meinem Dreibettzimmer eingestellt hatte! Wenigstens hatte ich schon so ziemlich alle meine Sachen wieder irgendwie in meinem Gepäck verstaut, die kurz vorher noch großzügig verteilt überall im Zimmer herum gelegen haben; leider bedeutet „Fliegen“ auch „Sachen umpacken, um die Extragebühren für das zweite Gepäckstück zu sparen“... Immerhin kostete das erste Gepäckstück schon 25$, da habe ich lieber zwei Stunden Tetris mit meinen Klamotten gespielt, um wenigstens weitere 35$ zu sparen und meinen kleinen Koffer statt dessen als Handgepäck deklarieren zu können! Puh.... ;-)

Kaum war ich nach der ganzen Umpackerei mal für zwei Minuten aus dem Zimmer, schwups, stehen plötzlich vier (!!!) neue Gepäckstücke im Zimmer. Und eine halbe Stunde später gab es dann auch die Besitzer dazu: zwei Amerikanerinnen mit Flip-Flops und Shorts... Logisch, war ja auch mindestens 10° warm draußen... *grins* Dummerweise waren sie erst ziemlich lange mit Rumwurschteln (laut) beschäftigt, um sofort danach mit Schnarchen (noch lauter) anzufangen! Ganz großartig. Naja, dachte ich da so, ist irgendwie auch egal, weil ich ja einen ganz tollen Plan hatte: zurück nach Vancouver fliegen, am Flughafen meinen Leihwagen abholen, und dann ganz entspannt sechs Tage durch die Gegend fahren und irgendwo in netten Hostels übernachten. Guter Plan, nicht wahr?

Aber dann kam der Sonntag und der Beweis, dass Theorie und Praxis definitiv nicht das selbe sind... Ich also wieder mal viel zu früh wach, kurz vor elf endlich das Hostel verlassen (nicht das Beste, in dem ich bisher war), zur Bushaltestelle gelatscht und 35 Minuten auf den nächsten Bus gewartet, und gegen halb eins endlich am Flughafen; natürlich die falsche Haltestelle genommen, zu Fuß rüber zum anderen Terminal (fühlte sich jetzt noch nicht soooo weit an...), ewig im Terminal nach dem richtigen Schalter gesucht, und nach der Info „Air Canada fliegt vom Nord-Terminal“ wieder das ganze Stück zurückgelatscht zum anderen Terminal, vor dem ich aus dem Bus ausgestiegen bin (fühlte sich jetzt schon wesentlich weiter an!). Da war dann überhaupt niemand, auch nicht am Info-Schalter; gut nur, dass gerade ein Busfahrer vom Klo kam und mir gesagt hat, dass Air Canada jetzt vom Süd-Terminal fliegt. ARGH!!!! Wenigstens fuhr er einen der kostenlosen Airport-Shuttle und hat mir empfohlen, vor der Tür an der Haltestelle auf ihn zu warten, er würde mich dann wieder mit zurücknehmen zum anderen Terminal. Leider war ein anderer Shuttle-Bus früher da, in den bin ich dann natürlich eingestiegen, weil ich dachte, die Busfahrer wissen hier alle, was sie tun. Hm... Dieser Fahrer hat zwar freundlicherweise meinen Koffer sowohl in den Bus als auch aus dem Bus heraus getragen, mich dann aber am falschen Ende des Terminals rausgelassen, so dass ich dann wieder mal quer durch das Terminal zurück zum richtigen Schalter laufen musste.

Um halb zwei endlich am richtigen Schalter angekommen, wurde es leider nicht besser. Es gab zwar keine lange Schlange – genau genommen war ich sofort an der Reihe, das hätte mich nachdenklich stimmen sollen – , dafür aber jede Menge Mitarbeiter im Training: so ein Glück, ich habe den Tag erwischt, an dem die Frischlinge am Schalter das erste Mal alleine ran sollten! Im Hintergrund stand zwar eine Art Aufpasser, aber bis auf den Kommentar „ist deren erste Woche, sorry, dauert leider etwas länger heute“ war der wenig hilfreich. Also war wieder mal warten angesagt; aus fünf Minuten wurden zehn, dann fünfzehn, und dann wurde das erste Mal das Wort an mich gerichtet: kleinen Moment noch, wir haben gerade ein Kommunikationsproblem.... Meine Antwort („kein Problem, habe noch zwei Stunden Zeit“) habe ich dann nach weiteren zehn Minuten Warten bereut, als immer mehr Leute mit meinem Einchecken beschäftigt waren und ich immer noch nicht wusste, was eigentlich das Problem ist! Kleiner Tip: mit „Kommunikationsproblem“ meinten sie, dass sie mich in ihrem System nicht finden können...

Als es dann plötzlich hieß, ich wäre für diesen Flug gar nicht gebucht, könnte deswegen leider auch keine Bordkarte bekommen und müsste mich zur Lösung des Problems an Expedia wenden (über die ich meinen Flug online gebucht hatte), habe ich dann doch schließlich meine unfreundliche Seite wiedergefunden. Erstaunlich, dass kurz mal pampig und bestimmt werden hilfreich sein kann; naja, immerhin war ich noch in den USA (immer noch nicht mein Lieblings-Land), was soll man da erwarten. Urplötzlich ist meine Buchung dann plötzlich aus unerfindlichen Gründen im System wieder aufgetaucht, ich durfte 25$ für meinen Rucksack bezahlen, und hatte letztendlich doch noch eine Bordkarte in Händen. Juchu! Schnell noch die Flasche Wasser austrinken, aufs Klo gehen, und dann nichts wie durch die Sicherheitskontrolle! …
Und da hatte ich dann meine erste Begegnung mit einem Körperscanner.... Egal, Schuhe ausziehen, Hosentaschen ausleeren (auch die angerotzen Taschentücher musste ich in eines dieser netten Plastikschüsseln legen – was für Probleme haben die eigentlich?), und durch. Ach so, schwitzen ist in den Dingern übrigens nicht so gut, das sorgt für nachträgliches Abgetastet-Werden; sorry, aber ich musste stundenlang meinen schweren Rucksack durch die Gegend schleppen, da wird der Rücken ein wenig klamm.... ;-) Und um zwei war ich dann auch schon am richtigen Gate, ganze 15 Minuten vor Boarding...

Das Boarding ging dann ziemlich fix, aber es waren ja auch nur 60 Passagiere oder so für den Flug gebucht; also pünktlich die Luken dicht und losgerollt.... Und stehen geblieben.... Und gewartet.... Und gewartet.... Und gewartet.... Die regelmäßigen Ansagen des Piloten, dass es nur eine winzig kleine Verzögerung aufgrund eines Kommunikationsproblems gäbe und wir innerhalb weniger Minuten losfliegen würden, wirkten irgendwie unglaubwürdig, als die Flugzeugmotoren abgestellt wurden.... Tja, letztendlich sind wir dann eine knappe Stunde zu spät losgeflogen – und um halb acht war ich dann endlich zurück in Vancouver.

Danach ging es dann erst mal wie geplant weiter; die ganzen wirren Fragen bei der Zollkontrolle waren erträglich, und dann wurde mir sogar offenbart, dass ich jetzt vorübergehend als „Canadian Resident“ betrachtet werde, sollte ich noch mal aus- und wieder einreisen, während mein Visum gültig ist (das hat eigentlich keine wirkliche Relevanz, wirkt sich aber auf die Mengen aus, die ich zollfrei importieren darf.... und es fühlte sich ganz gut an... *grins*). Mein Gepäck wollte keiner kontrollieren, und die Leihwagen-Agentur war auch schnell gefunden; und nach der üblichen Diskutiererei hatte ich die Schlüssel für einen Ford Fiesta in der Hand und, abgesehen von Steuern und Gebühren, nur noch die Kosten für das Auto auf meiner Rechnung (die versuchen hier sehr motiviert, dir ein größeres Auto aufzuschwatzen und außerdem eine ziemlich teure Versicherungen mit dazu zu verkaufen). Das Auto ist so gut wie neu, und außerdem schwarz. Prima. ;-)

Inzwischen war es ziemlich spät, so gut wie dunkel, und dann hat es auch noch geregnet; keine guten Voraussetzungen für den ersten Teil meiner Strecke – was hat man von einer malerischen Strecke, wenn man sie nicht sehen kann? Kaum war ich aus Vancouver raus (quer durch Downtown zu fahren ist nicht gar nicht schlimm – Sonntags Abends...), wurde es auch noch nebelig. Schade... Naja, ich wollte eh in Squamish übernachten, damit ich nicht so lange unterwegs bin nach dem langen Tag, und mir den größten Teil des Sea-To-Sky-Highways für Tageslicht am Montag aufheben. Zum Übernachten wird sich schon was finden – dachte ich – , schließlich steht Squamish nicht gerade auf der Top-Ten-Liste der Touristen-Attraktionen in British Columbia. (Vielleicht sollte ich nicht so viel denken.)

Ich also beim nächstbesten Tim Hortons runter vom Highway, Geld (für Bagel und Tee) und meinen Laptop (um nach einem Hostel zu suchen) geschnappt, Auto abgeschlossen, kurz noch mal kontrolliert, ob alles abgeschlossen ist.... Moment, wieso ist denn der Kofferraum noch offen...? Lange Rede, gar kein Sinn – nach mehrmaligem Versuchen blieb der Kofferraum leider unabgeschlossen, und meine mit der Zeit immer frustierteren Telefonate bei der Leihwagen-Firma (Verbindung nach sieben mal klingeln abgebrochen), der Ford-Hotline („tut mir Leid, das weiß ich leider auch nicht, ist auch sonst niemand mehr hier“) und dem zuständigen Automobilclub („in Ihrer Nähe ist leider kein Service-Mitarbeiter, der von so was Ahnung hat“) führten auch nicht zum Erfolg; und selbstverständlich fehlt in einem Leihwagen auch das Handbuch.... Immerhin hat mich die freundliche Dame beim Autoclub mit dem örtlichen Hostel verbunden (der Ford-Hotline-Mensch war auch sehr freundlich und mitfühlend, wenn auch vergleichsweise wenig hilfreich – ich freu´ mich schon auf meine Handy-Rechnung...). Der Hostel-Typ war dann eher nicht so freundlich und hat mich darauf hingewiesen, dass sie an einem langen Wochenende selbstverständlich (!) ausgebucht seien. - Langes Wochenende??? So ein Käse, der Montag ist Victoria Day, ein kanadischer Feiertag! Verdammt! Alles ausgebucht! … Naja, so mit nicht-abgeschlossenem Kofferraum kann wollte ich das Auto eh nicht irgendwo unbeobachtet herumstehen lassen, also habe ich nur schnell einen Bagel und einen Tee (und was Süßes, das mußte leider sein) gekauft, mich wieder ins Auto gesetzt (inzwischen war es ja auch schon fast Mitternacht) und bin eine Straße weiter gefahren: das Wal-Mart-Schild hatte ich vorher schon gesichtet, und günstigerweise darf man da nachts auf dem Parkplatz stehen bleiben....

Der Montag war dann ähnlich großartig: es war immer noch am regnen, und wegen des Feiertages hatte ich natürlich auch kein Glück beim örtlichen Ford-Händler. Den geplanten Stop in Whistler gab es natürlich trotzdem (Details zu der eigentlichen Tour folgen in einem separaten Eintrag, so der Lesbarkeit halber), und irgendwann gegen Abend habe ich dann letztendlich auf einem McDonalds-Parkplatz in Kamloops mein Nachtlager aufgeschlagen. Wenigstens hatte die Geschichte dann am nächsten Morgen beim Ford-Händler ein gutes (und, zugegebenermaßen, ein für mich etwas peinliches) Ende: man muss mit dem blöden Schlüssel, der eigentlich keiner ist, nur weit genug vom Auto weg sein, dann ist der Kofferraum auch zu – wieso wusste das keiner der zahlreichen Leute, mit denen ich vorher gesprochen hatte? Und warum fehlt in dem Auto die Gebrauchsanweisung??? Nach der hatte ich ja schon gesucht, immerhin war meine Vermutung von Anfang an, dass ich irgendwie den Trick nur nicht verstanden habe.... :-/

Man lernt halt nie aus. ;-)

1 Kommentar:

  1. Oh, wie krass ist das denn?! Naja, wenigstens den ersten Teil durfte ich ja selbst fast genauso erleben. Ich war zwar im System und innerhalb ein paar Minuten eingecheckt, aber der Rest war ganz genauso und ich hatte dafür noch mehr als 2 Stunden Verspätung. Scheint nicht so dolle zu sein billig von Anchorage nach Vancouver zu fliegen ;)
    Hoffe, du hast inzwischen eine bessere Zeit mit weniger Regen und weniger Parkplatz-Schlafplätzen ;)
    Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Eintrag... ich vermisse Kanada :(

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