Dienstag, 24. April 2012

ein kurzer Abstecher über die Grenze!

Bevor ich mich an dieser Stelle ausführlich über all die netten Dinge auslasse, die ich in Vancouver bis jetzt gesehen und erlebt habe - und, soviel vorweg, Vancouver ist eine phantastische Stadt; schön gelegen, großartiges Panorama, nette Leute, sehr sauber, und irgendwie "anders", aber dazu später - , erst mal einen chronologisch unpassenden Einschub über meinen doch eher kurzen Ausflug über die Grenze, sprich: in den südlichen Nachbarn Kanadas, die USA....

Eigentlich hatte ich gar nicht geplant, auf dem Landweg grenzüberschreitend tätig zu werden, aber da mich ein Blick auf die Karte darüber aufgeklärt hat, dass die USA quasi direkt hinter Vancouver anfangen und Seattle tatsächlich nur drei Stunden entfernt ist, dachte ich: gute Idee, mache ich doch mal für ein paar Tage rüber. Einreiseformalitäten sind ja schon geklärt, dachte ich; Wieder-Einreise-Visum für Kanada habe ich, und das merkwürdige Internet-Formular für die Einreise in die USA hatte ich auch schon ausgefüllt, weil ich Mitte Mai eine Kreuzfahrt nach Alaska machen werde (jawohl, eine richtige Kreuzfahrt, und schon wieder über die Grenze...!), und aufgrund eines freundlichen Gastes im Eden hatte ich sogar schon 10 amerikanische Dollar im Portemonnaie. Also alles super! Dachte ich.

Schon der Anfang meines Ausflugs war dann suboptimal: Der letzte Bus verlässt Vancouver abends um sieben und ist laut Fahrplan gegen elf in Seattle. Da dieser Bus der am wenigstens frequentierte sein soll und dementsprechend die Tickets zu einem Diskount-Preis von 15$ verkauft werden, habe ich natürlich mit Blick auf mein Budget diese Variante gewählt; leider war der Bus dann ziemlich voll, ist mit 15 Minuten Verspätung erst losgefahren, und hatte außerdem eine Chinesin ohne Visum für die USA an Bord - dummerweise weiß man so was ja nicht vorher.... An der Grenze fing dann der Spaß erst richtig an: alle raus aus dem Bus, sämtliches Gepäck geschnappt, und auf zur Grenzkontrolle; zwei, drei blöde Fragen beantworten, wieder rein in den Bus, und weiter. Dachte ich. Leider hat dann besagte Chinesin einen der beiden anwesenden Grenzbeamten reichlich lange in Beschlag genommen, da sie ja irgendwie kein Visum vorweisen konnte, und die Uhrzeit auch eher ungünstig war, um ein Statement ihres zuständigen Konsulates zu erhalten. (Nur gut, dass sie eine der ersten am Schalter war, nicht auszudenken, wie lange wir sonst hätten warten müssen!) Blieb also noch ein Grenzbeamter für die anderen 40 Fahrgäste; die ungewöhnlich lange Warteschlange hat ihn dann aber in keiner Weise davon abgehalten, seine Arbeit sehr gründlich zu machen... Lasst euch gesagt sein: mit zwei, drei Fragen ist es keinesfalls getan. Wo wollen Sie hin, was machen Sie da, wie lange wollen Sie bleiben, wo wollen Sie danach hin... Die Liste der Fragen war fast endlos. Ein neues Einreiseformular musste ich auch ausfüllen (auf meine Frage hin, ob das nicht das selbe sei wie das im Internet - die Fragen waren identisch - , kam als Antwort nur: "a different purpose". Aha.), und natürlich hat auch das wieder Geld gekostet. So viel zu meinen 10$. Ach ja, und ein nettes Photo und Fingerabdrücke machen sie natürlich auch noch, aber wenigstens wollten sie dafür keine Gebühren haben...

Unnötig zu erwähnen, dass wir viel zu spät in Seattle angekommen sind. Der Bus, der mich von der Greyhound-Station zum Hostel hätte bringen sollen, fuhr - natürlich! - nicht mehr, und da ich keine Lust hatte, irgendjemanden von den eher suspekt wirkenden Anwesenden über den hiesigen Busfahrplan auszufragen, bin ich also mit meinem Gepäck zu Fuß gefühlt quer durch die Stadt marschiert. Wenigstens kann man sich in nordamerikanischen Städten so gut wie nicht verlaufen, das quadratische Raster mit Nummerierung der Straßen hat doch was für sich.... Auf jeden Fall war ich also kurz vor eins dann endlich im Hostel, und weil ich von der ganzen Schlepperei so fertig war, habe ich dann aus meiner einen gebuchten Übernachtung gleich mal zwei gemacht, damit ich den nächsten Tag nicht gleich wieder in Hektik ausbrechen muss, um meine weiteren Schritte zu planen.

Das Hostel war, abgesehen von der Lage, ziemlich gut: die Duschen waren sogar mitten in der Nacht sehr sauber (auch wenn man nach ein paar Minuten anfangen musste, hektisch mit den Armen zu wedeln, weil die Lichter mit Bewegungsmeldern gekoppelt sind...), die Küche war groß und hervorragend ausgestattet, und in meinem Vier-Bett-Zimmer war ich alleine. Allerdings war es fürchterlich warm im Zimmer, weil sich das Fenster nicht richtig öffnen ließ, und zum Schlafen brauchte ich Ohrstöpsel, weil die Lüftungsanlage direkt vorm Fenster war.... In der zweiten Nacht hatte ich dann eine Chinesin mit im Zimmer, die ich allerdings die meiste Zeit kaum verstanden habe, obwohl sie vermutlich Englisch gesprochen hat; wenigstens haben wir es zu zweit geschafft, das verklemmte Fenster erst zu öffnen und nach fünf Minuten wieder zu schließen, weil die Lüftungsanlage offensichtlich nicht nur für das Hostel gedacht war, sondern offensichtlich auch für das Restaurant nebenan, den fiesen Gerüchen nach zu urteilen. Ach so, habe ich erwähnt, dass das Hostel im "International District" von Seattle liegt? Ist ne freundliche Art, auf politisch korrekte Weise "Chinatown" zu beschreiben.... ;-)

Letztendlich habe ich dann gar nicht so viel von Seattle gesehen, ist die Stadt doch erstaunlich groß. Immerhin konnte ich die wichtigsten Touri-Dinge an einem Tag abhaken: Space Needle, Seattle Centre (das Gelände der Weltausstellung 1962), Waterfront, Pike Street Market und natürlich den allerersten Starbucks. (Naja, vielleicht wars auch nicht der allererste, aber auf jeden Fall muss der allererste dann ganz in der Nähe gewesen sein....) Ach ja, nicht zu vergessen die mir von Einheimischen empfohlene Attraktion: die Gum Wall!

Space Needle

Seattle Centre

Pike Street Market

Gum Wall

Für den folgenden Tag hatte ich dann eigentlich geplant, mir ein Leihwagen zu besorgen und damit nach Portland weiterzufahren, da zwei Tage zu bleiben, und dann am Freitag erst zurück nach Seattle zu fahren und von da aus weiter mit dem Bus zurück nach Vancouver (wobei das schon nicht der Originalplan war, der hatte nämlich vorgesehen, den ganzen Trip von Vancouver aus mit dem Auto zu machen - aber da kamen dann seltsame Bestimmungen der Autovermietung dazwischen, die sich deutlich finanziell ausgewirkt hätten....). Aber da Pläne ja nun mal dazu da sind, geändert zu werden, habe ich dann spontan in der Autovermietung beschlossen, dass ich das jetzt alles irgendwie richtig doof finde und sofort nach Canada zurück will. An dieser Stelle ein Hoch auf den freundlichen Mitarbeiter bei Budget, der sich ob meines irrationalen Meinungs-Umschwungs doch tatsächlich ernsthaft Sorgen gemacht hat! Naja, ein Kaffee bei Starbucks und zwei Stunden kostenloses Wifi später hatte ich dann ein neues Greyhound-Ticket gebucht und eine von den beiden Nächten im Hostel in Portland storniert... Um vier sass ich dann endlich wieder im Bus, fühlte sich an wie nach Hause fahren.... *grins*

Leider musste ich die Nacht dann in Vancouver in einem anderen Hostel übernachten als bisher (weil ich so kurzfristig in "meinem" Hostel kein Bett mehr reservieren konnte und ich nicht auf gut Glück so weit latschen wollte mit dem ganzen Gepäck und meiner sub-optimalen Laune), aber was nimmt man nicht alles in Kauf um sich auch on the road wohl zu fühlen - und so schlecht war es dann da auch nicht, immerhin war es sauber und Frühstück gabs bis 10.... ;-)

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