Nachdem sich mein Tag in Anchorage doch
nicht als ganz so schrecklich herausgestellt hat wie zuerst
befürchtet (wird nicht meine Lieblingsstadt, war aber ok - so für einen Tag), wurde statt dessen der Tag danach zur Katastrophe. Wer
hätte das gedacht...
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Anchorage Impressionen |
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Wasser weg = Ebbe...? |
Genau genommen war ja die Nacht von
Samstag auf Sonntag schon nicht berauschend, hatte ich doch relativ
spät abends noch zwei Zimmergenossinnen bekommen – und das,
nachdem ich mich innerlich schon auf eine friedliche Nacht ganz
alleine in meinem Dreibettzimmer eingestellt hatte! Wenigstens hatte
ich schon so ziemlich alle meine Sachen wieder irgendwie in meinem
Gepäck verstaut, die kurz vorher noch großzügig verteilt überall
im Zimmer herum gelegen haben; leider bedeutet „Fliegen“ auch
„Sachen umpacken, um die Extragebühren für das zweite Gepäckstück
zu sparen“... Immerhin kostete das erste Gepäckstück schon 25$,
da habe ich lieber zwei Stunden Tetris mit meinen Klamotten gespielt,
um wenigstens weitere 35$ zu sparen und meinen kleinen Koffer statt
dessen als Handgepäck deklarieren zu können! Puh.... ;-)
Kaum war ich nach der ganzen Umpackerei
mal für zwei Minuten aus dem Zimmer, schwups, stehen plötzlich vier
(!!!) neue Gepäckstücke im Zimmer. Und eine halbe Stunde später
gab es dann auch die Besitzer dazu: zwei Amerikanerinnen mit
Flip-Flops und Shorts... Logisch, war ja auch mindestens 10° warm
draußen... *grins* Dummerweise waren sie erst ziemlich lange mit
Rumwurschteln (laut) beschäftigt, um sofort danach mit Schnarchen
(noch lauter) anzufangen! Ganz großartig. Naja, dachte ich da so,
ist irgendwie auch egal, weil ich ja einen ganz tollen Plan hatte:
zurück nach Vancouver fliegen, am Flughafen meinen Leihwagen
abholen, und dann ganz entspannt sechs Tage durch die Gegend fahren
und irgendwo in netten Hostels übernachten. Guter Plan, nicht wahr?
Aber dann kam der Sonntag und der
Beweis, dass Theorie und Praxis definitiv nicht das selbe sind... Ich
also wieder mal viel zu früh wach, kurz vor elf endlich das Hostel
verlassen (nicht das Beste, in dem ich bisher war), zur
Bushaltestelle gelatscht und 35 Minuten auf den nächsten Bus
gewartet, und gegen halb eins endlich am Flughafen; natürlich die
falsche Haltestelle genommen, zu Fuß rüber zum anderen Terminal
(fühlte sich jetzt noch nicht soooo weit an...), ewig im Terminal
nach dem richtigen Schalter gesucht, und nach der Info „Air Canada
fliegt vom Nord-Terminal“ wieder das ganze Stück zurückgelatscht
zum anderen Terminal, vor dem ich aus dem Bus ausgestiegen bin
(fühlte sich jetzt schon wesentlich weiter an!). Da war dann
überhaupt niemand, auch nicht am Info-Schalter; gut nur, dass gerade
ein Busfahrer vom Klo kam und mir gesagt hat, dass Air Canada jetzt
vom Süd-Terminal fliegt. ARGH!!!! Wenigstens fuhr er einen der
kostenlosen Airport-Shuttle und hat mir empfohlen, vor der Tür an
der Haltestelle auf ihn zu warten, er würde mich dann wieder mit
zurücknehmen zum anderen Terminal. Leider war ein anderer
Shuttle-Bus früher da, in den bin ich dann natürlich eingestiegen,
weil ich dachte, die Busfahrer wissen hier alle, was sie tun. Hm...
Dieser Fahrer hat zwar freundlicherweise meinen Koffer sowohl in den
Bus als auch aus dem Bus heraus getragen, mich dann aber am falschen
Ende des Terminals rausgelassen, so dass ich dann wieder mal quer
durch das Terminal zurück zum richtigen Schalter laufen musste.
Um halb zwei endlich am richtigen
Schalter angekommen, wurde es leider nicht besser. Es gab zwar keine
lange Schlange – genau genommen war ich sofort an der Reihe, das
hätte mich nachdenklich stimmen sollen – , dafür aber jede Menge
Mitarbeiter im Training: so ein Glück, ich habe den Tag erwischt, an
dem die Frischlinge am Schalter das erste Mal alleine ran sollten! Im
Hintergrund stand zwar eine Art Aufpasser, aber bis auf den Kommentar
„ist deren erste Woche, sorry, dauert leider etwas länger heute“
war der wenig hilfreich. Also war wieder mal warten angesagt; aus
fünf Minuten wurden zehn, dann fünfzehn, und dann wurde das erste
Mal das Wort an mich gerichtet: kleinen Moment noch, wir haben gerade
ein Kommunikationsproblem.... Meine Antwort („kein Problem, habe
noch zwei Stunden Zeit“) habe ich dann nach weiteren zehn Minuten
Warten bereut, als immer mehr Leute mit meinem Einchecken beschäftigt
waren und ich immer noch nicht wusste, was eigentlich das Problem
ist! Kleiner Tip: mit „Kommunikationsproblem“ meinten sie, dass
sie mich in ihrem System nicht finden können...
Als es dann plötzlich hieß, ich wäre
für diesen Flug gar nicht gebucht, könnte deswegen leider auch
keine Bordkarte bekommen und müsste mich zur Lösung des Problems an
Expedia wenden (über die ich meinen Flug online gebucht hatte), habe
ich dann doch schließlich meine unfreundliche Seite wiedergefunden.
Erstaunlich, dass kurz mal pampig und bestimmt werden hilfreich sein
kann; naja, immerhin war ich noch in den USA (immer noch nicht mein
Lieblings-Land), was soll man da erwarten. Urplötzlich ist meine
Buchung dann plötzlich aus unerfindlichen Gründen im System wieder
aufgetaucht, ich durfte 25$ für meinen Rucksack bezahlen, und hatte
letztendlich doch noch eine Bordkarte in Händen. Juchu! Schnell noch
die Flasche Wasser austrinken, aufs Klo gehen, und dann nichts wie
durch die Sicherheitskontrolle! …
Und da hatte ich dann meine erste
Begegnung mit einem Körperscanner.... Egal, Schuhe ausziehen,
Hosentaschen ausleeren (auch die angerotzen Taschentücher musste ich
in eines dieser netten Plastikschüsseln legen – was für Probleme
haben die eigentlich?), und durch. Ach so, schwitzen ist in den
Dingern übrigens nicht so gut, das sorgt für nachträgliches
Abgetastet-Werden; sorry, aber ich musste stundenlang meinen schweren
Rucksack durch die Gegend schleppen, da wird der Rücken ein wenig
klamm.... ;-) Und um zwei war ich dann auch schon am richtigen Gate,
ganze 15 Minuten vor Boarding...
Das Boarding ging dann ziemlich fix,
aber es waren ja auch nur 60 Passagiere oder so für den Flug
gebucht; also pünktlich die Luken dicht und losgerollt.... Und
stehen geblieben.... Und gewartet.... Und gewartet.... Und
gewartet.... Die regelmäßigen Ansagen des Piloten, dass es nur eine
winzig kleine Verzögerung aufgrund eines Kommunikationsproblems gäbe
und wir innerhalb weniger Minuten losfliegen würden, wirkten
irgendwie unglaubwürdig, als die Flugzeugmotoren abgestellt
wurden.... Tja, letztendlich sind wir dann eine knappe Stunde zu spät
losgeflogen – und um halb acht war ich dann endlich zurück in
Vancouver.
Danach ging es dann erst mal wie
geplant weiter; die ganzen wirren Fragen bei der Zollkontrolle waren
erträglich, und dann wurde mir sogar offenbart, dass ich jetzt
vorübergehend als „Canadian Resident“ betrachtet werde, sollte
ich noch mal aus- und wieder einreisen, während mein Visum gültig
ist (das hat eigentlich keine wirkliche Relevanz, wirkt sich aber auf
die Mengen aus, die ich zollfrei importieren darf.... und es fühlte
sich ganz gut an... *grins*). Mein Gepäck wollte keiner
kontrollieren, und die Leihwagen-Agentur war auch schnell gefunden;
und nach der üblichen Diskutiererei hatte ich die Schlüssel für
einen Ford Fiesta in der Hand und, abgesehen von Steuern und
Gebühren, nur noch die Kosten für das Auto auf meiner Rechnung (die
versuchen hier sehr motiviert, dir ein größeres Auto aufzuschwatzen
und außerdem eine ziemlich teure Versicherungen mit dazu zu
verkaufen). Das Auto ist so gut wie neu, und außerdem schwarz.
Prima. ;-)
Inzwischen war es ziemlich spät, so
gut wie dunkel, und dann hat es auch noch geregnet; keine guten
Voraussetzungen für den ersten Teil meiner Strecke – was hat man
von einer malerischen Strecke, wenn man sie nicht sehen kann? Kaum
war ich aus Vancouver raus (quer durch Downtown zu fahren ist nicht
gar nicht schlimm – Sonntags Abends...), wurde es auch noch
nebelig. Schade... Naja, ich wollte eh in Squamish übernachten,
damit ich nicht so lange unterwegs bin nach dem langen Tag, und mir
den größten Teil des Sea-To-Sky-Highways für Tageslicht am Montag
aufheben. Zum Übernachten wird sich schon was finden – dachte ich
– , schließlich steht Squamish nicht gerade auf der Top-Ten-Liste
der Touristen-Attraktionen in British Columbia. (Vielleicht sollte
ich nicht so viel denken.)
Ich also beim nächstbesten Tim Hortons
runter vom Highway, Geld (für Bagel und Tee) und meinen Laptop (um
nach einem Hostel zu suchen) geschnappt, Auto abgeschlossen, kurz
noch mal kontrolliert, ob alles abgeschlossen ist.... Moment, wieso
ist denn der Kofferraum noch offen...? Lange Rede, gar kein Sinn –
nach mehrmaligem Versuchen blieb der Kofferraum leider
unabgeschlossen, und meine mit der Zeit immer frustierteren
Telefonate bei der Leihwagen-Firma (Verbindung nach sieben mal
klingeln abgebrochen), der Ford-Hotline („tut mir Leid, das weiß
ich leider auch nicht, ist auch sonst niemand mehr hier“) und dem
zuständigen Automobilclub („in Ihrer Nähe ist leider kein
Service-Mitarbeiter, der von so was Ahnung hat“) führten auch
nicht zum Erfolg; und selbstverständlich fehlt in einem Leihwagen
auch das Handbuch.... Immerhin hat mich die freundliche Dame beim
Autoclub mit dem örtlichen Hostel verbunden (der Ford-Hotline-Mensch
war auch sehr freundlich und mitfühlend, wenn auch vergleichsweise
wenig hilfreich – ich freu´ mich schon auf meine
Handy-Rechnung...). Der Hostel-Typ war dann eher nicht so freundlich
und hat mich darauf hingewiesen, dass sie an einem langen Wochenende
selbstverständlich (!) ausgebucht seien. - Langes Wochenende??? So
ein Käse, der Montag ist Victoria Day, ein kanadischer Feiertag!
Verdammt! Alles ausgebucht! … Naja, so mit nicht-abgeschlossenem
Kofferraum kann wollte ich das Auto eh nicht irgendwo unbeobachtet
herumstehen lassen, also habe ich nur schnell einen Bagel und einen
Tee (und was Süßes, das mußte leider sein) gekauft, mich wieder
ins Auto gesetzt (inzwischen war es ja auch schon fast Mitternacht)
und bin eine Straße weiter gefahren: das Wal-Mart-Schild hatte ich
vorher schon gesichtet, und günstigerweise darf man da nachts auf
dem Parkplatz stehen bleiben....
Der Montag war dann ähnlich großartig:
es war immer noch am regnen, und wegen des Feiertages hatte ich
natürlich auch kein Glück beim örtlichen Ford-Händler. Den
geplanten Stop in Whistler gab es natürlich trotzdem (Details zu der
eigentlichen Tour folgen in einem separaten Eintrag, so der
Lesbarkeit halber), und irgendwann gegen Abend habe ich dann
letztendlich auf einem McDonalds-Parkplatz in Kamloops mein
Nachtlager aufgeschlagen. Wenigstens hatte die Geschichte dann am
nächsten Morgen beim Ford-Händler ein gutes (und, zugegebenermaßen,
ein für mich etwas peinliches) Ende: man muss mit dem blöden
Schlüssel, der eigentlich keiner ist, nur weit genug vom Auto weg
sein, dann ist der Kofferraum auch zu – wieso wusste das keiner der
zahlreichen Leute, mit denen ich vorher gesprochen hatte? Und warum
fehlt in dem Auto die Gebrauchsanweisung??? Nach der hatte ich ja
schon gesucht, immerhin war meine Vermutung von Anfang an, dass ich
irgendwie den Trick nur nicht verstanden habe.... :-/
Man lernt halt nie aus. ;-)