Sechs Tage habe ich mir Zeit gegeben,
um von Vancouver bis ins Okanagan Valley und wieder zurück zu fahren
– eine Strecke von etwas über tausend Kilometern, auf wenig
befahrenen, aber dafür landschaftlich umso schöneren Highways –
durch bekannte und weniger bekannte Städte, über Berge und Flüsse,
und natürlich quer durch den sogenannten „Obstkorb“ Kanadas!
(Also die Gegend, wo sie hier den meisten Wein anbauen. *grins*) Da
dummerweise der Anfang meiner Reise etwas holprig war (siehe früherer
Beitrag...), wurde dies die Woche der Improvisation; nicht, dass sich
nicht auch vorher schon das ein oder andere Mal Pläne irgendwie auf
dem Weg in Luft aufgelöst hätten.... ;-)
Nach erfolgreich überstandener Nacht
auf dem Wal-Mart Parkplatz in Squamish (zu der Stadt kann ich leider
nichts sagen, da ich im Dunkeln angekommen bin und nach den
Erfahrungen der Nacht am Morgen eigentlich nur noch weiter wollte...)
war am Sonntag gegen Mittag Whistler mein erster Stop: die einzige
international bekannte Stadt auf meiner Tour, und auch die bisher
einzige Stadt in Kanada, die eine echte Fußgängerzone hat! Naja,
genau genommen besteht die ganze Stadt nur aus Fußgängerzone, wenn
man mal von den ganzen mit Hotels zugepflasterten Gebieten rings um
das Zentrum herum absieht... Ansonsten hat natürlich die
Winter-Olympiade hier statt gefunden, mit dem Resultat, dass die
Stadt nicht nur sehr sauber, sondern irgendwie auch sehr neu
aussieht! Scheint doch ziemlich viel hier extra für das große Event
angelegt worden zu sein – und was die Vorbilder für diese
Retorten-Stadt waren: schwer zu erraten.... *zwinker* Aber nicht
falsch verstehen: Whistler hat mir trotzdem gut gefallen, auch wenn
man eher das Gefühl hat, in einer Art Disney-Land für Erwachsene
gelandet zu sein! Komplett mit Snowboard- und
Downhill-Radfahr-Statisten, um den Eindruck realer zu gestalten,
hihihi....
das Wetter war optimierbar! |
Nach einer Stunde bin ich dann aber
schon weiter, weil ich nicht länger für das Parkhaus mitten in der
Stadt zahlen wollte (es gibt auch kostenfreie Parkplätze, die habe
ich aber erst bei meinem zweiten Besuch entdeckt – das kommt aber
erst später, viel später), und habe mit meinem Subway-Sandwich die
nächste Picknick-Gelegenheit am Highway zum Mittagessen genutzt;
erfreulicherweise war das nicht einfach nur ein Parkplatz mit
Picknick-Tischen, sondern gleichzeitig auch ein kleiner Naturpark,
inklusive kurzem Hiking-Trail und nettem Ausblick auf einen
Wasserfall! Hätte ich da nicht noch die ganze Zeit gedacht, dass
mein Kofferraum nicht abgeschlossen ist, wäre das ein echt prima Tag
geworden...
Auch wenn nur das Stück von Vancouver
bis nach Whistler als „Sea-to-Sky-Highway“ bekannt ist, lohnt es
sich definitiv, dem Highway 99 North weiter zu folgen – wenig
befahren und mit einem weitestgehend bemerkenswerten Panorama! Die
meisten Orte, durch die man durch fährt, kennt kein Mensch; meistens
auch zu Recht, möchte ich an dieser Stelle mal kurz einfügen. Aber
immerhin weiß ich jetzt, dass irgendwo auf dem Stück zwischen
Vancouver und Kamloops (habe doch tatsächlich vergessen, in welchem
dieser Mini-Städtchen) jedes Jahr eines der ältesten und größten
Rodeos in ganz Kanada stattfindet... ;-)
Die nächste Übernachtungs-Station auf
meiner Rundreise war dann erst Kamloops, auch wenn mein
ursprünglicher Plan eigentlich vorsah, in Pemberton anzuhalten (aber
das war mir dann zu langweilig); dieses Mal übrigens auf einem
McDonalds-Parkplatz. Sehr praktisch für Abendessen und Frühstück!
*grins* Und da ich erst relativ spät angekommen bin, hat mich
Kamloops gleich mal mit einem unglaublichen Sonnenuntergang begrüßt.
Sehr großartig!
Mit ungewaschenen Haaren und dem
Gefühl, nicht mehr so ganz blumig frisch zu riechen, bin ich dann am
nächsten Morgen erst mal ins Visitor-Information-Center: gibt es
tatächlich Sehenswürdigkeiten hier? Und wo ist, möglichst zentral,
ein kostenloser Parkplatz....? Einen perfekten, weil kostenlosen
Parkplatz gibt es tatsächlich, wenn auch so gut versteckt (und nicht
ausgeschildert), dass man den nicht durch Zufall finden kann (Die
anderen Touristen haben alle fürs Auto abstellen bezahlt; tja,
gewusst, wie...); ja, und was das mit den touristischen Highlights
angeht – eher nicht. Bis auf die motivierenden Fußgänger-Treppe
vielleicht, mit deren Hilfe man erfreulicherweise die ewig dauernde
Warterei verhindern kann, wenn ein Güterzug durchfährt...
Nachdem Kamloops dann nach ca. drei
Stunden soweit abgehakt war, hieß es, das nächste Übernachtungsziel
anzusteuern: und da sich in der Zwischenzeit das Kofferraum-Problem
erledigt hatte (DANKE!!! an dieser Stelle dem kompetenten Mitarbeiter
bei Ford in Kamloops), und ich zudem bei einer bekannten Burgerkette
den kostenlosen Internet-Zugang genutzt habe, um mir für die Nacht
ein Bett zu organisieren, bin ich relativ zügig bis nach Kelowna
durchgefahren (was habe ich mich auf eine Dusche gefreut...!). Mein
einziger Stop auf dem Weg war dann konsequenterweise ein
WC-und-Kaffee-Stop, auch wenn ich den gut nutzen konnte, um mir
Vernon anzusehen – kennt kein Mensch, ist aber angeblich berühmt
für die vielen Wandmalereien. Ach ja, und sie haben nicht nur viele
bunte Wände, sondern auch massenhaft Tattoo-Studios! (Und eine
„Altstadt“.) Sehr merkwürdig.
Kelowna dagegen ist doch eher bekannt
in Kanada, hauptsächlich für den Strand und dafür, dass es
momentan eine der am schnellsten wachsenden Städte des Landes ist.
Tja, Kelowna in einem Satz? Beachtown im Aufschwung mit Kunst im Park
und einem abgebrannten Naturpark... Aber ganz schön fand ichs schon,
und auch wenn mein Hostel eher eines der schrägen Sorte war (sehr –
alternativ....), habe ich dann am nächsten Morgen erst mal meinen
Aufenthalt um eine Nacht verlängert. Immerhin wollte ich mir
wenigstens etwas von der Umgebung ansehen: See, Wälder, alles sehr
idyllisch. Es sei denn natürlich, man beschließt, ausgerechnet den
Park zum Wandern zu benutzen, der vor ein paar Jahren abgebrannt ist.
;-) Hätte mir ja auch mal jemand vorher sagen können! Wofür war
ich schließich im Touristen-Info-Center???
Kelowna: Kultur... |
.... und Kunst.... |
.... und: wer hat denn diesen Radweg gebaut??? |
Der Weg von Kelowna nach Penticton am
nächsten Tag führte dann durch Orte mit lustigen Namen wie
Peachland und Summerland; in Peachland (sehr idyllisch, übrigens)
gibt es nicht nur ein deutsches Gasthaus, sondern auch das vermutlich
kleinste Sears-Kaufhaus, das in ganz Kanada existiert, während
Summerland insgesamt eher das größte Nichts war. (Wird als
Touristenort empfohlen, stimmt aber nicht – anhalten lohnt nicht.)
In Penticton hatte ich dann gleich zwei Nächte gebucht, weil zum
einen die Stadt großartigen gelegen ist – zwischen zwei Seen,
mitten im Weinanbaugebiet – , und zudem das Hostel im Prospekt
einen sehr guten Eindruck machte. Hat sich dann soweit auch als gute
Idee herausgestellt; die Stadt beeindruckt mit einem großartigen
Panorama (Seen!Berge!), und mein Ausflug auf einem der sehr
gepflegten Hiking-Pfade wurde mit einem sehr guten Mittagessen auf
einem Weingut gekrönt... :-)
such das Kaufhaus! |
Nach zwei Nächten in der
Jugendherberge im Herzen des Okanagan Valleys war dann auch schon
wieder Samstag, und somit der Tag gekommen, an dem ich meinen
Leihwagen wieder zurück bringen musste zum Flughafen in Vancouver;
und wo ich schon mal da war, konnte ich bei der Gelegenheit auch
gleich mal meinen Besuch für die nächsten zwei Wochen einsammeln!